Hätten wir so gespielt wie im vorangegangenen Spiel gegen Stuttgart, dann hätten wir sicherlich gewonnen. Das sind zwei Konjunktive. Konjunktive, weil: ist so nicht passiert. Das Gegenteilige ist sogar passiert. Wir haben beim Spiel gegen die TSG Tübingen die Motivation und Konzentration aus dem Spiel gegen den ABV in der Kabine gelassen und verdient verloren. Und wieder war es das dritte Quarter, das uns das Genick brach.
FT Würzburg – TSG Tübingen 6:8
Tore für Würzburg: Nora Länder (2), Larissa Roth (2), Sophie Kobler, Anna Heilos
Eigentlich wollten wir das Spiel gegen die TSG Tübingen gewinnen, um aus eigener Kraft den Relegationsplatz zu sichern. Und eigentlich sprach zunächst auch alles für einen Würzburger Sieg. Wir erwischten den besseren Start und übten nach dem ersten Draw bereits Druck auf die Tübinger Defense aus. Durch ruhiges Ausspielen eines Angriffs konnte Nora ein Foul im gegnerischen Elf-Meter-Raum ziehen. Ihr wurde eine Free Position gewährt, die sie prompt zur 1:0 Führung verwandelte. Doch Tübingen machte uns die Sache natürlich nicht leicht. Obwohl wir den zweiten Draw des Spiels ebenfalls gewannen, folgte darauf kein Tor. Stattdessen verlor Würzburg den Ball in der gegnerischen Hälfte. Tübingen trug den Ball schnell nach Vorne und setzte zum Ausgleich an: eine schönen Pass-Stafette brachte den Erfolg.
Würzburg hielt dagegen und konterte sogar. Einige Angriffe der Tübinger wurden erfolgreich unterbunden, da unsere Defense konzentriert arbeitete. Und vorne lief der Ball gut um das Tübinger Tor herum. In der 8. Spielminute erzielte Lari die zweite Würzburger Führung. Der anschließende Draw sorgte ebenfalls für Jubel bei den Damen in Grün: Sophie fischte den Ball aus der Luft, sprintete nach vorne, ließ einige Tübinger Spielerinnen stehen und wuchtete den Ball ins Netz. Damit stand es nach 8. Minuten 3:1 für Würzburg. Der Rest des ersten Viertels gestaltete sich ausgeglichen, da beide Mannschaften Angriffsversuche der anderen erfolgreich vereitelten. In der 15. Minuten überwand Tübingen jedoch noch einmal die Würzburger Torfrau und kam auf 3:2 heran.
Im zweiten Viertel wurde die TSG deutlich mutiger. Sie spielten nun ein wenig selbstbewusster auf, da sie wohl gemerkt hatten, dass Würzburg keinen guten Tag erwischt hatte. Einige Würzburger Angriffe wurden geblockt oder unterbunden und im Mittelfeld herrschte dadurch reger Betrieb. Würzburg ging dank Larissa, die den Ball von Nora zugespielt bekam, in der 18. Minute wieder mit zwei Toren in Führung. Doch Tübingen übte weiter Druck auf uns aus und zwang die Würzburger Damen zu unüberlegten Pässen und unklugen Entscheidungen. Die letzten zehn Minuten der ersten Hälfte befanden sich fest in Tübinger Hand. Nach 22. Spielminuten kam die TSG auf ein 4:3 heran. Der Ausgleich war ebenfalls zum Greifen nah. Immer wieder versuchten die Spielerinnen in Rot die Würzburger Defense zu überwinden und scheiterten nur knapp. Der Halbzeitpfiff brachte dann die Erlösung und die ersehnte Verschnaufpause für die müden Würzburgerinnen.
Coach Micha fand in der Halbzeitpause motivierende Worte. Jeder nickte sich zu. Wir würden das schon schaffen. Tja, wieder dieser Konjunktiv. Aus Gründen, die mir immer noch unerklärlich sind, kam in der zweiten Hälfte keine wirkliche Motivation auf Seiten Würzburgs auf das Feld. Und das wurde schnell bestraft: nur 102 Sekunden nach Wiederanpfiff musste Torfrau Marion erneut hinter sich greifen. So hatte sich das niemand gedacht und erst Recht nicht geplant. Eine Auszeit von Coach Micha holte uns auf den Boden der Tatsachen zurück. Wir wussten, dass dieses Spiel uns richtig fordern würde. Also warfen wir noch einmal alles nach vorne und stürmten dem Tübinger Tor entgegen. Ein Pass von Sophie fand Nora frei vor dem Tor, die in der 33. Minute die Würzburger Führung brachte.
Aber ein Tor ist manchmal kein Tor. Der Draw nach dem 5:4 ging an Tübingen. Eine Angriffsaktion der Tübinger wurde zwar vereitelt, doch der anschließende Clear missglückte Goalie Marion gehörig. Die Folge war das 5:5 in der 34. Minute. Tübingen witterte die Chance auf den Sieg. Die Draw Control schwappte auf die Seite des Teams in Rot – und mit der Draw Control geht der Ballbesitz einher. Eine weitere Angriffswelle rollte auf das Würzburger Tor zu. Die Würzburger Abwehrspielerinnen konnten mit dem frechen Spiel der Tübinger nun nicht mehr umgehen, die Konzentration war flöten gegangen. In der 36. Minute ging Tübingen so erstmals in Führung.
Kurz darauf musste das Ref-Gespann bei einem regelwidrigen Stick-Einsatz von Anne leider die gelbe Karte ziehen und Würzburg für zwei Minuten in Unterzahl weiterspielen. Zwar gelang es uns irgendwie diese zwei Minuten zu überbrücken, wir mussten aber in der 41. Minute einen weiteren Gegentreffer hinnehmen. Für Coach Micha war es wieder an der Zeit: ein Time-Out sollte Ruhe in unser Spiel bringen und noch einmal Kräfte sammeln. In den nächsten Minuten präsentierte sich Würzburg zwar wieder ein wenig besser, aber im Großen und Ganzen einfach zu ineffektiv. Aus guten Angriffen resultierten keine Ergebnisse. Man stoppte zwar die Tübinger Tor-Serie, aber brachte selbst nichts Zählbares auf das Scoresheet. Und das war – ohne Konjuktiv – einfach zu wenig.
Also stand es zu Beginn des finalen Quarters 5:7 gegen Würzburg. Ein kleines Aufbäumen brachte uns nochmals näher heran: in der 48. Spielminute netzte Anna nach Zuspiel von Anne zu ihrem ersten Ligator ein. Würzburg versuchte in den folgenden Minuten, noch einmal in die Nähe des Tübinger Tors zu kommen. Die Tübinger Hintermannschaft stand allerdings felsenfest und auf Würzburger Seite häuften sich die Ballverluste. Dies spielte der gegnerischen Mannschaft in die Karten, die in der 53. Minute sogar noch auf 6:8 erhöhten.
Der nachfolgende Draw ging an die Tübinger Damen, die abermals in Richtung Würzburger Strafraum stürmten. Tübingens Angriffsspielerinnen packte nun sogar die Übermotivation, was in diesem Fall zu einem gefährlichen Spiel und einer 2-Minuten-Zeitstrafe führte. Diese Überzahl hätte unsere Chance sein können, das Spiel zu drehen. Aber Konjuktiv… (ihr merkt schon, da ist ein roter Faden). Die Luft war nun wirklich raus. Einige wenige Angriffsmöglichkeiten wurden uns zwar noch gewährt, nutzen konnten wir sie allerdings nicht. Feines Lacrosse wurde in den letzten Minuten des Spiels von keinem der beiden Teams gespielt. Würzburg musste sogar noch ein weiteres Mal zwei Spielminuten in Unterzahl verbringen, da Ella etwas zu übereifrig in einen Zweikampf ging. Als ihr seht schon: das Spiel wurde gehörig in den Sand gesetzt.
Doch jedes negative Ereignis zieht auch etwas Positives nach sich: wir wissen nun, dass wir mit einer solchen Leistung auf keinen Fall in der ersten Liga bleiben werden. Das bedeutet, dass wir die kommenden Spiele gegen München und Karlsruhe als Ansporn und fast schon Übung betrachten müssen, bevor wir am 26.05.2019 zuhause gegen Heidelberg das letzte Spiel der Saison 2018/19 bestreiten.