Vor dem Spiel ist nach dem Spiel – was für mich so viel bedeutet wie: Mist, heute ist Freitag, wir spielen morgen schon wieder und ich habe den Bericht noch nicht geschrieben! Dabei gab es einiges zu berichten vom Spiel gegen die A-Mannschaft des ABV Stuttgart, das am vergangenen Sonntag, 24.03.2019, in Heidelberg ausgetragen wurde.
ABV Stuttgart A – FT Würzburg 10:9
Tore für Würzburg: Larissa Roth (3), Michaela Hörner (3), Friederike Biermann, Johanna Megele, Marion Wenzel
Nach dem versöhnlichen Ende der Hinrunde der Saison 2018/19 mit einem Sieg über die TSG Heidelberg hatte sich das Würzburger Team als Ziel gesetzt, nahtlos dort weiterzumachen, wo man aufgehört hatte. Hätte man vor dem Spiel gegen den ABV Stuttgart in einer imaginären Lacrosse-Wettstube die Quoten für dieses Spiel gelesen, hätten diese eindeutig zu einem Sieg der Schwaben tendiert: ein Vergleich der Kader verdeutlicht, dass Stuttgart weitaus mehr Spielerfahrung aufzuweisen hat. Folglich standen für Würzburg mehr der Spaß am Spiel und das Umsetzen des Gelernten im Fokus – von einem Sieg träumte man nur am Rande. Doch genau dieser war möglich und glitt uns in der letzten Viertelstunde aus den Händen.
Aber nun einmal von vorne: nach Anpfiff gelang dem Team aus Stuttgart der perfekte Einstieg in die Partie. Nur 34 Sekunden nach Eröffnung lag der Ball bereits im Würzburger Tor. Also mussten die Mädels aus der Mainstadt erst einmal einem Rückstand hinterherlaufen. Es folgten einige hektische Minuten, in denen das Würzburger Team noch immer nicht die volle Konzentration auf den Platz bringen konnte und ein weiteres Gegentor kassieren musste.
Doch dann fanden die Würzburger immer besser ins Spiel. Die Verteidigung hatte sich auf Stuttgarts Spielweise eingestellt und konnte die Angriffe besser unterbinden. Im Mittelfeld und im Angriff kehrte Ruhe und Konzentration ins Würzburger Spiel ein. Durch einen schön herausgespielten Angriff mit Zuspiel von Ella auf Lari gelang der Anschlusstreffer zum 2:1 in der 11. Spielminute.
Die Reaktion des Gegners: ein Time-Out. In der kurzen Pause pushte Trainerin Micha Groma ihr Team noch einmal: motiviert, das Spiel weiter ausgeglichen zu gestalten, liefen die Damen in den grünen Trikots zurück auf das Feld. Die Draw Control verteilte sich über das ganze Spiel recht gleichmäßig auf beide Mannschaften, sodass hier keine Vorteile für ein Team entstanden. Im Mittelfeld erkämpfte sich das Würzburger Team nun öfter Bälle und Räume und konnte mehr Druck auf die Stuttgarter Defense ausüben. Kurz vor Ende des ersten Viertels verwandelte Ella diese Gegenwehr in Zählbares und glich zum 2:2 aus.
Wer sich noch an das Spiel aus der Hinrunde erinnert, der zieht hier Parallelen: damals konnte Würzburg bis zur Halbzeit mit Stuttgart mitspielen und wurde dann in der zweiten Hälfte niedergerungen. Es machte also allen Anschein, als würde sich die Geschichte hier wiederholen. Aber Würzburg wollte genau das verhindern. Die ersten Minuten des zweiten Viertels verliefen ausgeglichen, bis Lari in der 21. Minute zur ersten Würzburger Führung traf. Stuttgart hielt mit und erzielte den Ausgleich zwei Minuten später. Den Draw im Anschluss gewann Würzburg – ein perfekt ausgeführter Fastbreak mit Assist von Neuzugang Sophie auf Friedi brachte Würzburg wieder in Führung.
Das Stuttgarter Team war wohl sichtlich überrascht von der Würzburger Gegenwehr und Würzburg war überrascht davon, dass man erneut mithalten konnte. Mit diesem gestärkten Selbstvertrauen legten die Mädels in grün nun alles in die Waagschale und preschten nach vorne. Im Angriff spielte man fokussiert und mit Herz. Larissa baute die Führung in der 26. Minute auf 5:3 aus. Doch damit nicht genug: Würzburg legte einen richtigen Run hin! Johanna erhöhte in der 28. Minute auf 6:3. Im Anschluss versuchte Stuttgart durch ein Time-Out die Würzburger Serie zu unterbrechen. Dieses Unterfangen blieb erfolglos, denn Ella finalisierte kurz nach Wiederanpfiff den Halbzeitstand von 7:3.
Dass die Würzburger Spielerinnen ihren Augen nicht trauen konnten erkannte man daran, dass in der Halbzeitpause immer wieder die Worte fielen: „Es steht null zu null.“ Ein Ausruhen auf diesem Führungspolster nach der Hälfte der Spielzeit würde nicht reichen. Denn das Stuttgarter Team war sichtlich enttäuscht und wollte ihre Fehler aus der ersten Hälfte wettmachen. In den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff gelang keiner Mannschaft ein Tor, da zwar beide Angriffsreihen gute Chancen hatten, aber die Defensive gut stand und die Torhüterinnen einige Schüsse parierten. Stuttgart erhöhte den Druck dann gegen Ende des dritten Viertels deutlich: sie nutzen die spielerische Stärke und Erfahrung einzelner Spielerinnen aus und setzten diese im 1 vs.1 gekonnt ein. Innerhalb von 5 Minuten landete der Ball drei Mal im Würzburger Tornetz, sodass die Führung vor dem finalen Quarter auf 7:6 geschrumpft war.
In der Pause versuchten die Würzburger Mädels noch einmal die Motivation, aber auch die Ausdauer und Konzentration aus der ersten Hälfte des Spiels, wiederzufinden. Dies gelang nur bedingt. Der erste Draw des vierten Quarters ging an Stuttgart, doch den darauffolgenden Abschluss parierte Goalie Josie. Der Clear danach führte zu einem Bilderbuch-würdigen Gegenangriff: wenige Pässe im Mittelfeld reichten aus und Anne fand vor dem Tor Marion, die zum 6:8 traf.
Doch die Schlussphase sollte Stuttgart dominieren: zehn Minuten vor Ende verkürzte Stuttgart auf ein Tor. Die Würzburger Mädels gaben noch einmal alles und versuchten mit vereinten Kräften dagegen zu halten, doch die dezimierte Spieleranzahl forderte in den letzten Minuten den Tribut. Während Stuttgart mit einigen Auswechselspielerinnen immer wieder frische Beine auf’s Spielfeld bringen konnte, brach bei Würzburg die Kondition und damit auch die Konzentration ein. Schlechte Pässe und müde Beine erleichterten Stuttgart die Aufholjagd. In der 53. Spielminute folgte der Ausgleich zum 8:8. Coach Micha nahm das letzte Time-Out des Spiels, um ein letztes Mal alle Kräfte zu mobilisieren. Würzburg spielte sich noch einige Chancen heraus, scheiterte aber an der gegnerischen Torfrau. Auf der Gegenseite passierte dann das, was Würzburg eigentlich hatte vermeiden wollen: mit nur noch zwei Minuten zu spielen ging Stuttgart in Führung. Ein schnelles Tor hätte das Spiel offen gehalten, doch leider war der Lacrosse-Gott Würzburg nicht wohlgestimmt. Stuttgart baute die Führung eine Minute vor Schluss sogar noch aus. Ein kurzes Aufbäumen des Würzburger Teams brachte zwar durch Ella noch einmal den Anschlusstreffer, doch leider lief die Uhr zu schnell runter. Als der Abpfiff ertönte, jubelten die Schwaben und Würzburg musste sich nach einer starken Leistung geschlagen geben.
Fazit:
Vergleicht man nun direkt die Spiele aus Hin- und Rückrunde, dann wird klar: Würzburg meint es ernst. Der Verbleib in der ersten Liga ist das oberste Ziel für die Rückrunde und der Relegationsplatz soll verteidigt werden. Die Leistung gegen Stuttgart verdeutlicht auch, dass die Würzburger Mädels der Verbleib verdient haben. Coach Micha lobte nach dem Spiel das Team zu Recht in vollen Tönen. Schade ist natürlich, dass man den Sieg aus der Hand gegeben hat, aber die Möglichkeit auf einen Sieg hatte vor Anpfiff keiner gesehen. Die reine Leistungssteigerung und Motivation sowie der Teamzusammenhalt machten die Chance auf einen Sieg überhaupt erst möglich. Und genau da wird im nächsten Spiel angeknüpft.