Zwei Jahre ist sie mittlerweile her, die legendäre Meisterschaft der SG Würzburg/Erlangen. Zwei Jahre, in denen sich eine Menge verändert hat. Zwei Jahre, in denen sich in beiden Städten zwei beeindruckend eigenständige Lacrosse-Teams entwickelt haben. Das Final Four-Turnier um den Ligapokal der 2. BuLi Süd am vergangenen Samstag in Ingolstadt unterstrich diese Entwicklung in besonderer Weise…
Würzburg und Erlangen hatten sich die beiden Spots im Ligapokal durch die Platzierungen 1 und 2 in der Bayernliga verdient, komplettiert wurde das Starterfeld durch die Mannschaften Stuttgart B und Konstanz aus Baden-Württemberg. Im ersten Halbfinale standen die Jungs der FTW der Stuttgarter Reserve gegenüber, die uns im Finale vergangenes Jahr noch verdient besiegt hatte und damit als Titelverteidiger angereist war.
Feuerwerk gegen Stuttgart
Entsprechend angriffslustig gingen wir in die Begegnung, fest entschlossen uns für diese schmerzhafte Niederlage zu revanchieren. Dies gelang uns in eindrucksvoller Manier. Von der ersten Spielminute an brannten wir ein regelrechtes Feuerwerk ab. Jeder Zweikampf, jeder Groundball, jeder Sprint geriet zu einem Statement, einem Statement unserer Entschlossenheit, ins Finale einzuziehen.
Selbst die Veteranen im Würzburg-Dress waren sich einig: Dieses Spiel war aus mannschaftlicher, aus kämpferischer und auch aus spielerischer Sicht das beste, das ein Würzburger Lacrosse-Team bis dato auf den Rasen gezaubert hat. Unserer traditionell schwierigen Beziehung zu Groundballs zum Trotz, waren wir den Stuttgarter in diesem Bereich diesmal haushoch überlegen. Hatten wir den Ball schließlich offensiv in unseren Reihen, zirkulierte er ruhig und überlegt, bis zum meist eiskalten Abschluss.
Vor allem Alex „Iceman“ Kuhlemann ließ unserem alten Freund Julian Neubig im Stuttgarter Kasten keine Chance. Zudem dürfte sich Julian gehörig darüber geärgert haben, einst Dominik „Teddy“ Schmidt für Würzburg rekrutiert zu haben, der ihn ebenfalls zweimal überwand. Dementsprechend zogen wir mit einem 12:2 gegen Stuttgart B hochverdient ins Finale ein und konnten uns entspannt anschauen, welches Team uns folgen würde.
Endstand FT Würzburg Lacrosse – Stuttgart B 12:2
Tore für Würzburg: Alexander Kuhlemann (5), Dominik Schmidt (2), Markus Heß, Thomas Niepel, Christoph Buchholz, Steffen Jakel
Traumfinale Würzburg – Erlangen
Auch das zweite Halbfinale entwickelte sich zu einer eindeutigen Angelegenheit, denn Erlangen ließ überforderten Konstanzern nicht den Hauch einer Chance und unterstrich damit die Dominanz der bayerischen (oder besser der fränkischen) Teams im Süden. Damit war es perfekt: Das Traumfinale, das ewige Bruderduell, Tribesmen gegen FT WHÄÄÄ, Erlangen gegen Würzburg!
Auch mit unseren alten SG-Stammesbrüdern aus Erlangen, mit denen wir noch bis zur Meisterschaft 2012 gemeinsam auf Kriegspfad gingen, hatten wir noch eine Rechnung offen. In einem spannenden Spiel, das mit 11:10 nicht knapper hätte ausgehen können, hatten uns die Tribesmen in der Vorrunde erstmals besiegt und mit ihrer Defense und beeindruckend athletischen Offensive vor unerwartete Probleme gestellt – Qualitäten, die sie nun auch wieder im Halbfinale gegen Konstanz unter Beweis gestellt hatten.
Knallharter Kampf mit den Tribesmen
Wenig verwunderlich also, dass das Finale von Beginn an ein knallharter Kampf um jeden Zentimeter Rasen war. Beide Teams schienen aufs Äußerste entschlossen, am Ende den Henkelpott mit nach Hause zu nehmen. Zunächst schien aus Würzburger Sicht alles nach Plan zu laufen, als Steffen Jakel Gregor „Diego“ Ohmke im Erlangener Kasten in der 5. Minute erstmals überwand und zur umjubelten Führung für die FTW einnetzte.
Die brandgefährliche Erlangener Offense um Peter Wittmann konterte jedoch postwendend und so waren es die Tribesmen, die mit einer 2:1-Führung in die erste Viertelpause gingen. Daraufhin entspann sich ein Kampf auf Biegen und Brechen, bis Christoph Buchholz nach überragender Vorarbeit von „Teddy“ Schmitt zum 2:2 egalisierte. Doch auch darauf hatten die Tribesmen eine Antwort und zogen ihrerseits nun mit 4:2 davon, was gleichzeitig den Halbzeitstand markierte.
Comeback nach 2:4 Rückstand
Doch wer die FTW an diesem Tag frühzeitig abschrieb, der konnte falscher nicht liegen. Zu hart hatten wir gefochten, zu viel Blut und Schweiß investiert, um nun aufzugeben und unterzugehen. Bis an die Haarspitzen voll mit Adrenalin und dem Willen, das Ding noch zu drehen, kamen wir aus der Pause. Eine taktische Umstellung der Coaches ließ uns die Offense der Tribesmen nun besser in den Griff bekommen und auf der anderen Seite des Feldes konnten wir einmal mehr auf unsere eigene Feuerkraft vertrauen, die nun endlich zündete.
Innerhalb von nur fünf Minuten besorgten erst Alex Kuhlemann den Anschluss, Thomas Niepel den Ausgleich und schließlich Steffen Jakel nach Assist von Manuel Häußler die erneute Führung zum 5:4. Die Partie war gedreht! Stehend k.o. verpassten wir es zwar, unmittelbar danach den Sack zu zu machen, doch nun fiel auch Erlangen in der Offense nicht mehr viel ein. Endlich, in der 76. Minute, ließ uns das 6:4 von Manuel Häußler ein wenig aufatmen, bevor Andi Beck in der 80. Minute den Endstand besorgte.
Unmittelbar danach brauchen alle Dämme: Goalie Max Blücher musste begraben unter einem Haufen jubelnder Leiber um seine Gesundheit fürchten, alle Spieler lagen sich, obwohl stehend k.o. in den Armen und der Henkelpott war unser. Es dauerte eine ganze Weile, diese Jubeltraube zur Siegerehrung zu bewegen, wo zunächst die Coaches und dann wir alle schweiß-, sekt- und biergetränkt das Objekt der Begierde in den Ingolstädter Abendhimmel stemmen durften. The rest is history…
Endstand FT Würzburg Lacrosse – Erlangen Tribesmen 7:4
Tore für Würzburg: Steffen Jakel (2), Alexander Kuhlemann, Thomas Niepel, Christoph Buchholz, Manuel Häußler, Andreas Beck
Mehr als ein Spielbericht leisten kann
Spielberichte tendieren dazu, nur die nackten Zahlen, sprich Tore, Torschützen und eventuell noch Vorlagengeber zu erfassen. Das ist immer ungerecht, in diesem Fall jedoch ganz besonders. Würde man sich nur auf die Namen auf den Spielberichtsbögen beschränken, so erhielte man ein völlig falsches Bild der Ereignisse am gestrigen Samstag.
Man würde nicht erfahren, dass unsere Anführer Headcoach Matze Stolte und die Assistant-Coaches Thomas Niepel und Moritz Klett das Team überragend auf beide Gegner eingestellt hatten und mit ihren Ansagen stets auf Kurs hielten.
Man würde nicht erfahren, dass Goalie-Rookie Max Blücher sich während dieser einen Saison zu einem sensationellen Rückhalt entwickelt hat, der uns vor allem gegen Erlangen immer wieder mit starken Paraden im Spiel hielt.
Man würde nicht erfahren, dass wir mit nur drei Poles (Martin Süß, Harald Schuchardt, Moritz Klett) angereist waren, die fast die kompletten 160 Minuten auf dem Platz standen und eine Defense koordinierten, die in zwei Spielen nur 6 Tore zuließ.
Man würde nicht erfahren, dass die Middies Matze Stolte, Andi Beck, Flo Pinzner, Markus Heß, Alex Kuhlemann, Frank Loh, Moritz Linnig und speziell die junge Garde in Form von Johannes Heindl, Michael Hofmiller und Philipp Wieprecht offensiv wie defensiv eine sensationelle Energieleistung ablieferten. Nicht ausschließlich, aber inbesondere letzterem kann ohne Einschränkungen das Prädikat „on fire“ zugesprochen werden.
Man würde nicht erfahren, dass der von der Verletzungsseuche geplagte Gerd Kaiser am Spielfeldrand auf und abtigerte und mitfieberte, als stünde er im Kreissaal seiner mit Drillingen schwangeren Frau – so wie es ein Teamplayer wie Gerd einfach macht.
Man würde nicht erfahren, dass dies wohl vorerst das letzte Spiel der Gründungsmitglieder Manuel Häußler und Steffen Jakel im FTW-Dress gewesen ist und dass sich beide wohl keine schönere Krönung dieser letzten sechs Jahre hätten vorstellen können.
Hoffentlich ist dies kein solcher Spielbericht …
Danke!
Abschließend möchten wir uns noch bedanken und zwar: bei der Ligaleitung für diesen geilen Pott! Bei den Ingolstädter Gastgebern für eine super Organisation. Bei allen teilnehmenden Teams für interessante und hochklassige Spiele, vor allem jedoch: Bei unseren Brüdern aus Erlangen, deren sensationelle Entwicklung uns mit Stolz und Freude erfüllt („SG…SG….SG SG SG…Würzburg/Erlangen, Erlangen/Würzburg – ja das ist eine SG!“)