Zwei Gesichter zeigte die SG Würzburg/ Erlangen den mitgereisten beiden Fans am vergangenen Wochenende in München – und hätte dafür fast mit der ersten Saisonniederlage bezahlt. Letztlich reichte es jedoch in zwei völlig gegensätzlichen Partien gegen Tübingen und München II zu sechs Punkten. Damit bleibt der Tabellenführer weiterhin ungeschlagen auf Meisterkurs, geht jedoch mittlerweile personell extrem auf dem Zahnfleisch. Das Lazarett-Team hatte wieder einmal prominenten Zuwachs zu verzeichnen.
Die Geschichte der ersten Begegnung gegen Tübingen Lacrosse ist schnell erzählt. Die junge Truppe des Tabellenvorletzten hatte der Offensivmaschinerie der SG kaum etwas entgegen zu setzen. Am Ende stand ein auch in dieser Höhe verdienter 14:3 Erfolg zu Buche. Tübingen hatte sich zwar tapfer gegen die Niederlage gestemmt, war letztlich jedoch chancenlos gegen die drückend überlegenen Franken. Was sich trotzdem schon andeutete: auf der Torwartposition sind wir in Würzburg auf Jahre hin top aufgestellt. Die Debüts von Klett und Chernyavsky liesen selbst die neutralen Zuschauer ungläubig staunend zurück. Beide bestachen in ihrem teilweise unorthodoxen aber höchst effizienten Torwartspiel mit wahnwitzigen Paraden und Reflexen die mit dem bloßen Auge lediglich zu erahnen waren. Sensationell!
Endstand SG Würzburg/ Erlangen – Tübingen Lacrosse 14:3
Torschützen: Hofmockel (5), Häußler (3), Oyntzen (2), Pinzner, Rödig, Niepel, Kaiser
Dieses Bild setzte sich nahtlos zu Beginn des zweiten Spiels gegen die Münchner Reserve statt. Diese trat im Vergleich zu ihrer ersten Partie gegen Tübingen leicht verstärkt auf, konnte der fränkischen Tormaschine jedoch ebenfalls nur ehrfürchtig zusehen. Auch die Abwehr stand bravourös und falls doch einmal etwas durchkam, prallten die Münchner Offensivbemühungen am sowjetisch-deutschen Eisernen Vorhang namens Klettnyavsky (oder so ähnlich) ab. Ein souveränes 7:0 zur Halbzeit gegen die als harte Gegner gefürchteten Münchner war der verdiente Lohn. Doch eben in diesem Ergebnis schien der Hund begraben, der beiden Teams ein niemals zu erwartendes Herzschlagfinale bescherte.
Überheblichkeit oder Nachlässigkeit aufgrund der deutlichen Führung, die Tatsache, dass München wie verwandelt aus der Halbzeit kam oder vielleicht von beidem etwas – egal was letztlich der Grund war, die Zuschauer sahen nun eine völlig gegensätzliche zweite Spielhälfte. Die Offensivzauberer der SG sahen sich zunehmend in der eigenen Hälfte eingeschnürt und mussten Gegentor um Gegentor mit ansehen, wie die Führung zusammenschmolz. Nach vorne gab es kaum noch Entlastung, was die erfahrenen Münchner nun gnadenlos ausnutzten. Sie hatten Blut geleckt, kämpften sich Tor um Tor mit einer immer gleichen Taktik heran – nahezu jeder Angriff schien über den starken Spielertrainer zu laufen und wurde effizient abgeschlossen. Der verdiente Lohn: Am Ende der 80 Minuten war die Führung der SG egalisiert und es ging mit 9:9 in die Overtime.
Hier besannen sich die Franken glücklicherweise auf ihre Stärken. Der Schlendrian war verschwunden und angeführt von der Energieleistung ihres Kapitäns Häußler wurden die Münchner Hoffnungen nun mit Verspätung ein für alle mal begraben. Neben diesem tüteten die Angreifer Rödig und Niepel das 12-9 Endergebnis endgültig ein.
Die Zuschauer vor Ort und zu Hause an den Laptops hatten ein packendes und spannendes Spiel gesehen. Fast hätte die Fachwelt das sensationellste Comeback einer Münchner Mannschaft seit Schalkes 2,5-Minuten-Meisterschaft im Jahr 2001 erlebt. So lagen sich jedoch am Ende die völlig ausgepumpten Franken in der Armen, deren Traum vom Titel immer realere Formen annimmt. Bezahlt wurde er jedoch mit der Verletzung von Coach Stolte, der sich auf unbestimmte Zeit zum ohnehin schon prominenten Lazarett gesellt. So langsam gehen uns im Saisonendspurt die Middies aus…
Endstand HLC München II – SG Würzburg/ Erlangen 9:12
Torschützen: Hofmockel (2), Häußler (3), Rödig (2), Kaiser (2), Pinzner, Niepel, Dollinger
Die zweifach siegreiche SG!